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Andere Schreibweise: Gemarjahu, Gemariah (engl.)

(erstellt: Januar 2019)

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1. Name

Der Name Gemarja ist in der Langform גְּמַרְיָהוּ gəmarjāhû (Jer 36,10-12.25) und der Kurzform גְּמַרְיָה gəmarjāh (Jer 29,3) belegt. Er besteht aus dem theophoren Element יָהוּ jāhû bzw. יָה jāh, Kurzformen von → „Jahwe“, sowie dem Verb גמר gmr „vollenden“ und bedeutet „Jahwe hat vollendet“ (vgl. → Gomer). Dabei bezieht sich der Name wohl auf die gerade geschehene → Geburt des Namensträgers und stellt ein kurzes Bekenntnis der Eltern zu Jahwe dar: Er war es, der die Geburt zu einem guten Ende gebracht hat.

In vergleichbarer Form ist der Name auch außerhalb Israels belegt, nämlich akkadisch: Ga-mar-iâma (Tallqvist, 312), amoritisch: Ja-ag-mu-ur-AN (Huffman, 180) und ugaritisch: Ig-mar-Addu (Gröndahl, 128f).

2. Gemarja, der Sohn Schafans

Gemarja sowie seine beiden Brüder → Ahikam und Elasa gehörten am Ende des 7. / Anfang des 6. Jh.s zu einer der einflussreichsten Familien der Jerusalemer Oberschicht. Sie waren Söhne → Schafans, des königlichen Schreibers zur Zeit → Josias. Ahikam gewährte nach Jer 26,24 dem Propheten → Jeremia Schutz; sein Sohn → Gedalja ist nach der → Zerstörung Jerusalems von Nebukadnezar zum Statthalter über Juda eingesetzt worden. Elasa überbrachte nach Jer 29,3 einen Brief Jeremias, scheint also wie Ahikam zu dessen Umfeld gehört zu haben (s.u.).

Auch Gemarja dürfte dem Propheten wohlwollend gegenüber gestanden haben. Erwähnt wird er nur in einer Erzählung, die im 4. Jahr → Jojakims spielt, und zwar im Winter 605/604 v. Chr. Nach Jer 36,10 verfügte Gemarja im Tempelbereich über einen Versammlungsraum, in dem Jeremias Schreiber → Baruch – in Abwesenheit Gemarjas, aber wohl mit dessen Erlaubnis – eine Schriftrolle öffentlich vorlesen durfte, die die Unheilsandrohungen des Propheten enthielt. Gemarjas Sohn → Michaja meldete den Inhalt der Rolle jedoch einer im Königspalast tagenden Versammlung führender Persönlichkeiten Jerusalems, zu der auch sein Vater Gemarja gehörte (Jer 36,11-13). Diese Oberen meldeten den Vorfall König Jojakim, der die Rolle daraufhin verbrannte, obwohl ihm Gemarja und zwei weitere Mitglieder der Ratsversammlung (unter ihnen nach der → Septuaginta Gedalja) davon abrieten (Jer 36,23-25).

In Jerusalem wurde 1982 ein Siegelabdruck mit der Aufschrift lgmrjhw [b]n špn „dem Gemarjahu, [So]hn des Schafan (gehörig)“ ausgegraben, der in die Zeit um 600 v. Chr. datiert wird (WSS, Nr. 470; Mykytiuk, 48f). Wahrscheinlich gehörte das dazugehörige Siegel dem im Jeremiabuch belegten Gemarja. Der Abdruck würde dann zeigen, dass es sich bei ihm um eine historische Person handelt. Die Historizität der Erzählung kann er jedoch nicht belegen.

3. Gemarja, der Sohn Hilkijas

Gemarja, der Sohn → Hilkijas, wird nur in Jer 29,3 erwähnt. Zusammen mit Elasa, dem Sohn Schafans und damit Bruder des oben genannten Gemarja, wird er von König → Zedekia als Bote bzw. Diplomat zum babylonischen König → Nebukadnezar geschickt. Dabei überbringen die beiden einen Brief des Propheten → Jeremia an die Exulanten, in dem dieser sie auffordert, sich in Mesopotamien einzurichten, da das Exil viele Jahre dauern werde.

4. Epigraphische Belege

Epigraphisch ist der Name Gemarja vielfach belegt. Die Kurzform (gmrjh) findet sich auf einem Siegelabdruck aus Jerusalem (um 600 v. Chr.; WSS Nr. 469), die Langform (gmrjhw) ist außer auf dem oben genannten Siegelabdruck aus Jerusalem (s.o. 2.) auf zwei weiteren Siegelabdrücken (7. Jh., WSS Nr. 124; um 700, AHI II, Nr. 100.821) belegt sowie auf vier Ostraka aus → Arad (Nr. 40, 8. Jh., HAE 145-148; Nr. Nr. 31, 7. Jh., HAE 290-292; Nr. 35, 7. Jh., HAE 296-297; Nr. 38, 7. Jh., HAE 298-299), einem aus → Lachisch (Nr. 1, 6. Jh., HAE 408-409) und einem aus dem judäischen Bergland (AHI II, Nr. 99.006).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006
  • Encyclopedia of the Bible and its Reception, Berlin / New York / Boston 2009ff

2. Weitere Literatur

  • Dearman, J.A., My Servants the Scribes: Composition and Context in Jeremiah 36, JBL 109 (1990), 403-442
  • Fischer, G., Jeremia 26-52 (HThKAT), Freiburg u.a. 2005
  • Gröndahl, F., Die Personennamen der Texte aus Ugarit (Studia Pohl 1), Rome 1967
  • Hoffman, Y., Aetiology, Redaction and Historicity in Jeremiah XXXVI, VT 46 (1996), 179-189
  • Huffman, H.B., Amorite Personal Names in the Mari Texts, Baltimore 1965
  • Mykytiuk, L.J., Sixteen Strong Identifications of Biblical Persons (Plus Nine Other IDs) in Authentic Northwest Semitic. Inscriptions from before 539 B.C.E., in: M. und E. Lubetski (Hgg.), New Inscriptions and Seals Relating to the Biblical World, Atlanta 2012, 35-58
  • Shiloh, Y., A Group of Hebrew Bullae from the City of David, Israel Exploration Journal 36 (1986), 16-38
  • Tallqvist, K.L., Neubabylonisches Namenbuch zu den Geschäftsurkunden aus der Zeit des Šamaššumukîn bis Xerxes (ASSF 32), Helsingfors 1906

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