Abgas-Versuche mit Affen: Auch Daimler beurlaubt Top-Manager

Leiter für Konzern-Umweltschutz Udo Hartmann freigestellt

Von: Von MICHAEL MANSKE

Auch Daimler zieht personelle Konsequenzen aus den umstrittenen Abgasversuchen an Affen. Der Mitarbeiter, der den Autobauer im Vorstand der Lobbyorganisation EUGT vertreten hatte, ist mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das habe der Daimler-Vorstand entschieden, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns.

Nach BILD-Informationen handelt es sich um Dr. Udo Hartmann. Er war im Daimler-Konzern Leiter für den Umweltschutz. Er wusste von den Abgas-Versuchen an den Affen und muss daher jetzt die Verantwortung übernehmen.

Bei BMW wurde allerdings noch kein Manager nach der Affen-Schande freigestellt. Für den Münchner Autobauer saß Manager Frank Hansen im EUGT-Vorstand und wusste daher von den widerlichen Tierversuchen.

Schon am Dienstag hatte Daimler angekündigt, das Unternehmen habe eine Untersuchung eingeleitet und lasse sich dabei von einer externen Kanzlei unterstützen. Bei VW war zuvor der Generalbevollmächtigte Thomas Steg (57) gestern beurlaubt worden!

Die von der Autoindustrie gegründete Lobbyorganisation „Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor“(EUGT) hatte Wissenschaftler eingespannt, die Gesundheitsgefahren von Dieselabgasen verharmlost haben sollen. Dabei waren auch Affen mehreren Tests ausgesetzt.

Darüber hinaus förderte die von BMW, Daimler, VW und Bosch gegründete Initiative eine Studie der Universität Aachen zur Stickstoffdioxid-Belastung am Arbeitsplatz – Probanden waren 25 Menschen. 

VW war dabei federführend, aber nicht nur VW-Leute wussten von den Versuchen. Im EUGT-Vorstand saßen auch BMW-Manager Frank Hansen, Daimler-Experte Udo Hartmann, Fraport-Abteilungsleiter Max Conrady und der damalige Bosch-Lobbyist Gunter Zimmermeyer.

Alle drei Autohersteller zahlten jährlich rund 125 000 Dollar in die EUGT für Forschungen ein.

Wussten weitere Manager von der Affenschande?

Nach BILD-Informationen sollen aus dem VW-Führungskreis auch folgende Manager Bescheid gewusst haben: Marcus Hellmann (heute Co-CEO Korea), Stuart Johnson (Leiter Umweltbüro USA) und David Geanacopoulos (Vize-Präsident Öffentlichkeitsangelegenheiten für VW USA). Letzterer war der Ansprechpartner für die Affen­Forscher.

Aus internen E-Mails ging klar hervor, dass VW-Topmanager Steg von den Versuchen wusste. Das leugnete er auch im BILD-Verhör nicht. „Ich ärgere mich fürchterlich, dass ich da nicht mehr konsequent eingegriffen habe“, sagte Steg.

Abgas-Tests an Menschen hatte er noch verhindert, die an Affen allerdings nicht. Der Mann, der seit 2012 direkt an den Vorstandsvorsitzenden berichtet hatte, will den damaligen Boss Martin Winterkorn allerdings nicht über die Studie informiert haben: „Herr Winterkorn wusste nichts davon.“

Die Suche nach anderen Verantwortlichen für die widerlichen Tierversuche läuft noch. Nicht nur bei VW, sondern auch bei BMW und Daimler. Sie alle hatten die Affen-Studie (Kosten: 718 272 US-Dollar) finanziert. 

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